Knapp 9.000 Leserinnen und Leser der Leipziger Volkszeitung haben abgestimmt. Nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen steht jetzt der Sieger fest.
Erst vor wenigen Wochen haben wir an dieser Stelle über die Abstimmung der Leipziger Volkszeitung LVZ informiert. Die hatten nämlich ihre Leserinnen und Leser aufgefordert, ihre Liebling-Fleischerei im Landkreis Leipzig zu wählen. Mehr als 30 Vorschläge sind eingegangen, von denen die zehn, die am häufigsten genannt wurden, in die Abstimmung kamen.
8996 Kunden haben ihre Stimme abgegeben, und es wurde wirklich knapp! Denn letztendlich trennten nur 84 Stimmen den Zweitplatzierten vom Gewinner. Doch was macht diese Fleischereien so besonders? Die LVZ hat es sich nicht nehmen lassen, die Top 3 zu besuchen und dieser Frage auf den Grund zu gehen.
Seit Thomas Reißaus im Jahr 2002 die Fleischerei in Gerichshain übernahm, hat sich viel getan. Mit seinem Konzept, das Traditionelles mit einem scharfen Blick für Nachhaltigkeit und Tierwohl verbindet, hat er nicht nur ein erfolgreiches Geschäft aufgebaut, sondern auch die Herzen der Menschen in der Region gewonnen. Das kleine Grillhäuschen vor dem Verkaufsraum, einst eine spontane Idee, ist heute ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt – die Bratwurst für 2,50 Euro ein kulinarisches Aushängeschild.
Mit mittlerweile acht weiteren Filialen entlang der A14, von Grimma bis Schkeuditz, stellt die Fleischerei Reißaus täglich frische Lieferungen sicher. Das Angebot reicht von klassischen Wurstwaren bis hin zu besonderen Fleischstücken, die sorgfältig ausgewählt und zum Teil zugekauft werden. "Ein Schwein hat nun einmal eine begrenzte Anzahl an Lenden", erklärt Reißaus mit einem Augenzwinkern. Die Balance zwischen traditioneller Fleischerei und der Notwendigkeit, bestimmte Produkte zuzukaufen, meistert er dabei mit Bravour.
Der familiär geführte Betrieb legt großen Wert auf die Qualität und Herkunft des Fleisches. So werden beispielsweise Schweine aus der Region in einem Schlachthof in Belgern verarbeitet, wo stressfreie Bedingungen für die Tiere oberste Priorität haben. Thomas Reißaus, der vor seiner Zeit als Fleischermeister Erfahrung als Betriebsleiter im Fleischeinkauf sammelte, weiß: "„Lange Transportwege, sehr hohe Stückzahlen, das wirkt sich alles auf das Tier aus. Und somit auch auf das Fleisch“.
Das Handwerk des Fleischers ist für Thomas Reißaus eine Passion, die er mit Stolz ausübt. "Früher wurde ich belächelt, der wird ja nur Fleischer", erinnert er sich, "aber da steckt Biologie, Chemie, Physik und Leidenschaft drin, in dem Beruf. Es ist ein richtiges Handwerk. Dein Können baust du dir über Jahre auf." Diese Begeisterung gibt er auch an die nächste Generation weiter: Sein 18-jähriger Sohn Arthur befindet sich bereits in der Ausbildung zum Fleischer – allerdings außerhalb des elterlichen Betriebs, um vielfältige Erfahrungen zu sammeln.
Mit einem stetig wachsenden Kundenstamm, der den Unterschied schmeckt und schätzt, blickt die Fleischerei Reißaus optimistisch in die Zukunft. Es ist die Kombination aus traditionellem Handwerk, nachhaltiger Unternehmensführung und der Nähe zur Gemeinschaft, die diesen Betrieb auszeichnet. Thomas Reißaus und seine Familie beweisen, dass Fleischerei mehr ist als nur ein Handwerk – es ist eine Lebenseinstellung.
In Otterwisch herrscht reges Treiben auf dem Bauernhof, wo Schweine und Kühe gemeinsam im Außenbereich entspannen und sich im Stroh wälzen. Nicht weit entfernt bietet der Hofladen eine reiche Auswahl an Wurst und Fleisch, ohne dass die etwas abgeschiedene Lage den Kundenandrang mindert – der Parkplatz ist stets gefüllt, und im Laden selbst reihen sich die Kundinnen und Kunden geduldig in die Schlange ein.
Die Kundschaft der Fleischerei Hahn schätzt besonders die Qualität und die dunkle, reiche Farbe des Hackfleisches. „Wenn es bei uns Gehacktes gibt, dann nur das von Hahn“, empfiehlt ein LVZ-Leser die Fleischerei. Auf die Frage nach seinem persönlichen Favoriten unter den Produkten nennt Fleischermeister Tom Polster die Spinat-Käse-Bratwurst.
Stets offen für neue Ideen lässt sich Polster von Urlaubseindrücken oder spontanen Einfällen inspirieren. So entstand die Mango-Curry-Bratwurst zunächst als interne Kreation für das Team und eroberte aufgrund ihrer Beliebtheit schnell einen festen Platz im Sortiment.
Pro Woche werden etwa 14 Schweine und ein bis zwei Kühe direkt auf dem Hof geschlachtet und verarbeitet – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Fleischerei Hahn in der Region besonders macht. Christian Hendrich betont die Nähe zum Tier als einen wesentlichen Aspekt ihrer Arbeit. Insgesamt 35 Mitarbeiter sind Teil des Betriebs in Otterwisch.
Zum Betrieb gehört neben dem Hofladen in Otterwisch auch eine Filiale in Grimma sowie zwei Verkaufswagen, die von Dienstag bis Freitag in verschiedenen Orten im Landkreis Leipzig auf Märkten und in Städten stehen.
Torsten Schönfeld repräsentiert die vierte Generation der Schönfeld-Familie, die nicht nur die Bewohner von Borsdorf mit Fleisch und Wurstwaren beliefert. Auch sein Bruder Sven hat sich dem Familienbetrieb angeschlossen. Als ausgebildeter Koch widmet er sich besonders dem Partyservice und dem beliebten Angebot des Imbisses. Gemeinsam mit ihrem Vater teilen sie sich die Führungsaufgaben der Fleischerei, sodass die Verantwortung auf mehreren Schultern lastet. Selbst ihre Großmutter wirft gelegentlich einen Blick ins Geschäft.
Torsten Schönfeld spricht darüber, wie sich die Präferenzen der Gesellschaft hin zum Edelfleisch verschoben haben, während Knochen und Innereien weniger gefragt sind. „Wir leben in einer Luxusgesellschaft, nur noch das Edelfleisch wird gewünscht “, bemerkt er und betont die Wichtigkeit, bewusst auch mal Produkte ausverkauft zu lassen, um die Wertschätzung für das Angebot zu steigern. Er vertritt die Meinung, dass nicht täglich Fleisch konsumiert werden muss.
Das Familienunternehmen ist experimentierfreudig, ohne blind jedem Trend zu folgen. So findet man im Imbissbereich oder beim Partyservice auch vegetarische Alternativen wie selbstgemachten Grillkäse neben den Würsten. Ein Beispiel für erfolgreiche Innovation ist die Pizzabratwurst, die besonders bei Kindern beliebt ist, obwohl sie anfangs zögerlich angenommen wurde.
Torsten Schönfeld beobachtet, dass sowohl treue Kunden der älteren Generation als auch junge Familien, die durch Kochshows inspiriert sind und spezifische Einkäufe tätigen, den Weg zu ihrer Fleischerei finden. Der regionale Bezug ihrer Produkte ist für viele dabei von großer Bedeutung.
Die Geschichte der Familie Schönfeld war nicht immer leicht. 1935 übernahm Paul Schönfeld das Geschäft, und heute, im hohen Alter von 89 Jahren, schaut Gretel Schönfeld noch immer regelmäßig im Betrieb vorbei. „Bei uns hat jeder was zu tun, das ist auch wichtig“, betont Torsten Schönfeld. Nach der politischen Wende in Deutschland musste Peter Schönfeld, der zur dritten Generation gehört, mit der Fleischerei praktisch von vorne beginnen, nachdem diese zuvor staatlich geführt worden war.
Der erste und der zweite Platz lieferten sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Letztendlich erzielte die Fleischerei Schönfeld mit 84 Stimmen einen knappen Vorsprung und konnte sich den Titel der beliebtesten Fleischerei im Landkreis Leipzig sichern. Lediglich 0,9 Prozent Unterschied machten die Fleischerei Hahn aus Otterwisch zur zweitbeliebtesten Fleischerei im Landkreis.
Bildtitel: Fleisch, Rindfleisch, Fleischwolf, bearbeitet
Fotograf: nurfayozagzamov1004
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