Wenn wir am Wochenende den Grill anwerfen, um einen schönen und vor allem besonders leckeren Tag mit Familie und Freunden zu genießen, ist uns i.d.R. nicht bewusst, dass wir dabei auf eine uralte Tradition zurückgreifen: Bereits im antiken Griechenland und Rom wurde nach Herzenslust gegrillt.
Bereits vor 2 Mio. Jahren sollen die Menschen begonnen haben Fleisch und andere Speisen über offener Flamme zuzubereiten.
Das Barbecue, wie wir es heute kennen und zelebrieren, hat seinen Ursprung im 16. Jahrhundert in der Karibik: Hier wurde das Fleisch zum ersten Mal auf einer Holzvorrichtung in der Grube gegrillt. In Deutschland wurde das Grillen jedoch erst in den 50er Jahren so richtig etabliert.
Europa: Spanien’s a la plancha
Die Spanier grillen traditionell „a la plancha“, d.h. über dem Feuer mit Holzkohle auf einer großen glatten Platte aus Gusseisen oder Edelstahl. Das Ganze kurz und knackig bei hoher Hitze, ca. 250 bis 300 Grad Celsius.
Am liebsten grillen die Spanier Meerestiere, besonders gerne Sardinen, Dorade oder Tintenfisch. Aber auch Lammkoteletts und Bratwürstchen sind sehr beliebt. Besonders festlich und familiär geht es zu, wenn eine große Paella für die ganze Familie und Freunde über dem Feuer zubereitet wird. Zu besonderen Anlässen wird auch gerne mal ein Spanferkel (Lechón) gegrillt.
Bestrichen wird das Grillgut traditionell mit Knoblauchöl, welches den Speisen einen ganz besonderen Geschmack verleiht. Auch frische Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Petersilie dürfen auf dem Grill nicht fehlen, um das besondere Aroma weiter zu verfeinern. Gewürzt wird in Spanien traditionell scharf.
Als Beilage serviert man patatas bravas (Kartoffelecken mit Chili), Artischocken, Zuccini, Auberginen, Tomaten, Champignons, Paprika sowie mit Speck ummantelte getrocknete Pflaumen (lecker!).
Eine weitere Besonderheit in Spanien: Gegrillt wird grundsätzlich erst ab 22 Uhr, da die Temperaturen im Sommer erst spät abends erträglich werden. Mit einem kühlen Bier oder einem Glas Sangria lässt sich so der Feierabend einläuten.
Nordamerika: Barbecue in den Vereinigten Staaten
Amerika ist quasi die Mutter aller Grilltraditionen – Hier wird seit den 50er Jahren gegrillt, bis auch wirklich das letzte kleine Stück Fleisch verputzt ist. Eingeführt wurde die Grilltradition bereits im 17. Jahrhundert durch die Kolonialisten, welche sich durch afrikanische, Karibisch-mexikanische und europäische Einflüsse inspirieren ließen. Beim Barbecue, kurz BBQ, wird das Fleisch geräuchert, d.h. mit geschlossenem Deckel im Smoker zubereitet, nicht offen gegrillt. Alternativ wird das Grillgut über Hickoryholz gegart.
Das amerikanische Barbecue hat seinen Ursprung in den südöstlichen Bundesstaaten der USA, bspw. Texas. Beim originalen Barbecue werden kollagenhaltige Fleischstücke, z.B. Rippchen oder Brust von Schwein oder Rind, bis zu 12 Stunden bei niedriger Temperatur (ca. 100 Grad Celsius) gegrillt, bis sie butterweich sind wie beispielsweise das berühmte Pulled Pork, welches sich in den letzten Jahren auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit erfreut. Vorab wird das Fleisch kräftig mariniert, um anschließend mit einer ordentlichen Portion Schärfe verzehrt zu werden.
Dabei hat jede Region in den USA ihren eigenen Grillstil. In Osttexas beispielsweise wird das Fleisch geräuchert und anschließend mit einer süßen Soße versehen. In Zentral-Texas hingegen wird das Grillgut nur mit Salz und Pfeffer gewürzt. In North Carolina serviert man zu Gegrilltem vom Schwein scharfe Soßen auf Essigbasis, in South Carolina bevorzugt man Barbecuesoßen auf Senfbasis. Eine besondere Spezialität erwartet uns in Kansas: Hier gibt es die „Burnt Ends“, würzig geräucherte und verbrannte Enden der Rinderbrust, welche uns durch ihren besonders intensiven Geschmack in Erinnerung bleiben.
Landesweit beliebt sind Tomahawk, Rib Eye und Flank Steak, serviert mit Krautsalat oder Kartoffelsalat. Alternativ wird als Beilage Maisbrot, gebackene Bohnen und Käse angeboten. Auch die berühmten Spareribs dürfen in den gesamten USA bei keinem Grillevent fehlen. Und zu Thanksgiving kommt selbstverständlich ein gefüllter Truthahn auf den Grill.
Südamerika: Argentinisches Asado
Die Argentinier verschwenden keine damit darüber nachzudenken, welches Stück Fleisch am zartesten ist – Sie legen gleich das gesamte Tier auf den Grill. Da wundert es nicht, dass Argentinien besonders für seine übergroßen Rindersteaks bekannt ist, welche traditionell lediglich mit etwas Salz und Olivenöl mariniert werden.
Asado ist nicht nur in Argentinien beliebt, sondern auch in weiteren südamerikanischen Ländern, z.B. in Uruguay und Paraguay. Dabei werden die Tiere, z.B. Ziege oder Lamm, über ein Grillkreuz gespannt und anschließend über weißer Kohle gegrillt. Zwischendurch wird das Fleisch immer wieder mit einer Salzlake bestrichen.
Eine besondere und außergewöhnliche Grillspezialität der Argentinier ist Morcilla, eine mit Zimt verfeinerte Blutwurst. Molleja, im deutschen Kalbsbries, ist ein weiterer argentinischer Leckerbissen. Überhaupt isst man in Argentinien gerne Innereien.
Genossen wird das nahezu durchgegarte Fleisch mit Weißbrot, Rotwein, Salaten und einer feurigen Soße, z.B. Chimichurri aus Kräutern, Knoblauch, Essig und Öl, oder Salsa Criolla, bestehend aus Zwiebeln, Paprika, Tomate, Essig und Öl.
Australien: Barbie
Australien ist ein wahres Paradies für Grillfans: Die Gemeinden stellen an Küsten und Parks Elektro- und Gasgrills kostenfrei für jedermann zur Verfügung, so dass einem spontanen Grillen mit Freunden auch wirklich nichts mehr im Wege steht.
Am liebsten grillen die Australier Steaks von Emu oder Känguru, Lamm-Koteletts oder tasmanischen Hummer, serviert mit einem kühlen Bier.
Übrigens: Die Australier haben den heute weit verbreiteten Gasgrill einst erfunden! Das allerdings mit praktischem bzw. ernstem Hintergrund: Gasgrills erzeugen keine Funken, die den trockenen Busch in Brand setzen könnten…
Sogar an Weihnachten verzichten die Australier nicht auf ihr geliebtes Barbie: Hier gibt es zur Feier des Tages gegrillte Meeresfrüchte. Und wenn die Australier besonders gut drauf sind, legen sie sogar eine ganze Pizza auf den Grill.
Südafrika: Braai
In Südafrika ist das Grillen mit Kohle verpönt - gefeuert wird mit Rookrans oder Kameldorn, da diese Hölzer nicht viel Rauch entwickeln und das gegrillte Fleisch mit ihren ätherischen Ölen mit herrlichen Aromen versehen.
Besonders beliebt sind Steaks vom Rind oder Lamm- und Schweinekoteletts, genossen mit kaltem Bier. Wer es etwas exotischer mag, grillt Gnu, Strauss, Krokodil, Springbock, Kudu oder Antilope. Nicht fehlen darf beim traditionellen Braai die Boerewors, eine große Bratwurst-Schnecke aus Rind.
Als Beilage serviert man Kartoffeln oder Maisaufläufe, Paprika, Salat mit Obst (besonders Aprikose) und Polenta, fruchtige Chutneys und exotische Saucen mit Koriander, Minze und Kümmel.
Den krönenden Abschluss eines südafrikanischen Grillabends bildet Braaibroodjies, ein Grilled Cheese Sandwich mit Tomaten und Käse.
Der Braai Kult in Südafrika geht so weit, dass die Südafrikaner ihren Feiertag „Heritage Day“ am 24. September in „Braai Day“ umbenannten – An diesem Tag steht halb Südafrika hinter dem Grill.
Asien: Japan’s Yakiniku
Die Japaner haben viele Namen für ihre Grilltradition, z.B. Yakitori, Robata oder Yakiniku. Gegrillt wird mit einer sehr harten weißen Holzkohle, der Binchō-Tan. Sie hinterlässt keine schwarzen Spuren oder unangenehme Gerüche auf dem Fleisch und brennt länger und mit niedrigerer Temperatur als herkömmliche Holzkohle. Dadurch wird das Fleisch scharf angebraten ohne dabei auszutrocknen.
Serviert wird das Fleisch, z.B. saftige Yakitori-Spieße, mit einer dezenten Marinade aus Sojasauce, Mirin, Miso, Sake und etwas Zucker.
Im Übrigen grillen die Japaner am liebsten direkt am Tisch. Das tun sie sogar im Restaurant: Das Restaurant liefert das Fleisch und den Grill in der Mitte des Tischs, die Besucher bereiten ihre Speisen jedoch selbst zu. Verrückt!
Bildtitel: Fußlange Wurst und schwarzer Kochtopf
Fotograf: Harry Cunningham @harry.digital
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