Die Wurst mit Kultstatus feiert jetzt Geburtstag. Ein Grund für uns, das Wahrzeichen Thüringens genauer unter die Lupe zu nehmen.
Am 20.1.1404 wurde die Thüringer Rostbratwurst das erste Mal erwähnt - heute, 620 Jahre später, hat sie Kultstatus und ist herkunftsrechtlich geschützt. Anlässlich des Ehrentages der Bratwurst veranstaltet das Bratwurstmuseum in Mühlhausen eine große Party für das Geburtstagskind.
Laut Thomas Mäuer vom Bratwurstmuseum Mühlhausen galt als erster Nachweis für die heutige Thüringer Rostbratwurst ein Rechnungseintrag des Walpurgisklosters in Arnstadt, der am 20. Januar 1404 ausgestellt wurde. Dabei ging es um eine Bestellung für Därme, aus denen Brühwürste hergestellt werden sollten. Mittlerweile hat die Thüringer Bratwurst Kultstatus erreicht, hat sogar einen eigenen Fan-Club und ist aus Thüringen nicht mehr wegzudenken. Auch der Begriff Thüringer Rostbratwurst ist seit 2004 geschützt. Die Idee der Bratwurst ist allerdings schon viel älter, denn sogar die alten Römer sollen gegrillte Würste verspeist haben.
Seit 2022 zählt die Thüringer Bratwurst offiziell zum Immateriellen Kulturerbe. Damit werden ihre handwerkliche Herstellung und ihre regionalen Unterschiede als bedeutsam für das kulturelle Erbe anerkannt. Doch die Ambitionen der Landesregierung gehen weiter: Ein Eintrag in das UNESCO-Weltkulturerbe soll folgen. Die Staatskanzlei betont, dass mit der Thüringer Bratwurst eine identitätsstiftende Kultur einhergeht, die ihren Einfluss bis in die Regionen Franken und Nordhessen erstreckt. Besonders hervorgehoben werden dabei die handwerkliche Herstellung und die regionalen Unterschiede, die dieser kulinarischen Tradition ihre einzigartige Note verleihen.
Für Thüringen als Tourismusland ist die Bratwurst ein wichtiger Bestandteil der Werbung, denn diese ist bei vielen Menschen das erste, was ihnen zu Thüringen einfällt. Thüringen ist untrennbar mit der Rostbratwurst verbunden, und auch in Zeiten zunehmender vegetarischer oder veganer Angebote wird die Bratwurst die Nummer eins in Thüringens Werbung bleiben. Nach Ansicht der Thüringer Tourismus GmbH kann eine fleischlose Alternative als Thüringer Kulinarik bei der Bratwurst nicht mithalten. Trotz allem ist die Rostbratwurst nur ein Teil der Marketing-Strategie, denn auch die Tourismusbranche orientiert sich an der Nachfrage und hat auch fleischlose Kulinarik zu bieten.
Das entscheidende Merkmal einer "echten" Thüringer Bratwurst ist, dass sie ausschließlich in Thüringen hergestellt wird. Die verwendeten Rohstoffe können heutzutage jedoch aus anderen Regionen stammen. Die genaue Zusammensetzung der Zutaten variiert von Rezept zu Rezept und bleibt in der Regel ein gut gehütetes Geheimnis. Bekannt ist jedoch, dass diese Wurstspezialität hauptsächlich aus Schweinefleisch besteht, wobei auch entsehntes Kalb- oder Rindfleisch als erlaubte Zutat gilt. Innereien hingegen sind verboten, und der Fettanteil darf bei maximal 25 Prozent liegen. Die Gewürzmischungen enthalten in der Regel Salz und Pfeffer sowie Kümmel, Muskatnuss und Knoblauch. Manchmal werden auch Majoran, Kardamom, Zitronenschale, Bärlauch oder Senfkörner hinzugefügt. Das grobe Wurstbrät wird in einen Naturdarm gefüllt, die fertige Wurst hat eine Länge von 15 bis 20 Zentimetern und ein Gewicht von 100 bis 150 Gramm.
Die Thüringer Bratwurst wird in der Regel roh, also ungebrüht, verkauft. Das bedeutet, dass die Wurst nicht durch Erhitzen, sondern durch Trocknungsprozesse ihre Genussreife erlangt. Dies verleiht der Rostbratwurst ihren charakteristisch würzigen Geschmack.
Aber auch gebrühte Rostbratwürste sind im Angebot: Sie wurden nach der Herstellung durch Brühen auf 80 Grad Celsius erhitzt. Durch dieses Verfahren gerinnt das im Fleisch enthaltene Eiweiß und die Wurst wird schnittfest. Gebrühte Thüringer Bratwürste sind häufig im Supermarkt erhältlich, während sie seltener beim Metzger oder Fleischer zu finden sind.
Ob Sie sich für die rohe oder gebrühte Variante der Thüringer Rostbratwurst entscheiden, bleibt letztendlich Ihrem persönlichen Geschmack überlassen. Beide Varianten können auf gleiche Weise zubereitet werden, eignen sich zum Einfrieren und sind gleichermaßen köstlich.
Die authentische Thüringer Rostbratwurst wird üblicherweise auf den Holzkohlegrill gelegt, aber natürlich kann sie auch auf dem Gasgrill oder in der Pfanne zubereitet werden. Wer der Wurst einen besonderen Geschmack verleihen möchte, löscht sie beim Grillen mit Bier ab. Traditionell wird die gegrillte Bratwurst zusammen mit einem aufgeschnittenen Brötchen und Original Thüringer Senf serviert, der aus gemahlenen Senfkörnern, Meerrettich und Branntweinessig besteht. Alternative beliebte Beilagen sind Thüringer Kartoffelsalat, Kartoffelstampf mit Sauerkraut, mit Bratfett übergossene Salzkartoffeln oder Blattsalat mit Senfdressing.
Jedes Jahr werden etwa 42.000 Tonnen der Thüringer Bratwurst hergestellt, damit hat sich die Produktion seit 2003 von damals rund 20.000 Tonnen mehr als verdoppelt. Trotzdem zeigt sich Uwe Keith, Geschäftsführer des Herkunftsverbands Thüringer und Eichsfelder Wurst, besorgt über die zunehmende Konzentration unter den Herstellern. Nach Angabe der Deutschen Presseagentur sagte Keith, dass Preiserhöhungen bei Wurst und Fleisch nicht bei den Produzenten ankämen, und nur noch wenige Unternehmen in der Lage seien, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten.
Am 20. Januar wurde der Geburtstag der Thüringer Bratwurst im Bratwurstmuseum Mühlhausen groß gefeiert: Der Thüringer Bratwurstkönig, die Thüringer Wurstkönigin und sogar die Nürnberger Bratwurstkönigin wurden erwartet. Passend zum Geburtsjahr wurde eine 140,4 Meter lange Riesen-Bratwurst produziert, aus der 620 Bratwürste geschnitten und an gemeinnützige Vereine und Besucher der Veranstaltung verteilt wurden.
Bildtitel: Grillwurst, Grillparty, Fest
Fotograf: webandi
Lizenz: Pixabay Inhaltslizenz