Manche finden sie süß, andere gruselig: Nutria. Wenige fragen sich allerdings, wie deren Fleisch schmeckt. Die Metzgerei Bickert sagt: "wie Wildkaninchen".
Lust auf eine neue und besondere Fleischart, die dazu noch gut für die Umwelt ist? Vielleicht wäre Nutriafleisch dann genau das richtige für Sie. Genau denselben Gedanken hatte auch das Team der Fleischerei Bickert in Essen, denn dort gibt es schon seit einiger Zeit Nutria zu kaufen.
Die Nutria, auch als Biberratte bekannt, ist ein exotisches Nagetier, das ursprünglich aus Südamerika stammt. Aufgrund ihrer robusten Anpassungsfähigkeit haben sich diese Tiere in vielen Teilen der Welt verbreitet, einschließlich Europa, Nordamerika und Asien. Mit ihrem dichten, wasserabweisenden Fell und ihren orange-gelben Nagezähnen haben Nutrias eine einzigartige Erscheinung.
Ursprünglich für die Pelzgewinnung eingeführt, sind sie jedoch zu einer ökologischen Herausforderung geworden. Ihre hohe Reproduktionsrate und ihre Fähigkeit, sich an verschiedene Lebensräume anzupassen, haben dazu geführt, dass sie in vielen Regionen als invasive Spezies gelten. Sie verdrängen nicht nur andere, teils stark bedrohte Tierarten, aus ihren Lebensräumen, sondern verändern diese auch. Da sie ähnlich wie Biber ihr Revier verändern, führen sie auch zu Problemen bei Teichen und Tümpeln, was wiederum zu weiteren Problemen führt.
Inmitten der wachsenden Herausforderung, die Nutriapopulation unter Kontrolle zu halten, haben einige innovative Metzger begonnen, Nutriafleisch als nachhaltige Fleischquelle anzubieten. Diese Entwicklung wirft nicht nur Fragen zur Umweltverträglichkeit und Kontrolle invasiver Arten auf, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für die nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Natürlich stellen sich auch Fragen rund um Geschmack, dem Gesundheitlichen und finanziellen Aspekt des Nutriafleischs.
Die Fleischerei Bickert ist einer der Betriebe, welcher Nutriafleisch im Sortiment hat. Dazu kam es aber nicht ohne Grund: Fleischermeister und Jäger Jürgen Bickert ist strengstens dagegen, Tiere die er tötet, wegzuwerfen. Da Nutria sich rasant vermehren und dadurch nicht unselten geschossen werden, hätte das zu viel Fleisch geführt, was im Müll landet.
So neu ist das Konzept vom Nutriafleisch aus der Metzgerei eigentlich gar nicht: In der ehemaligen DDR gab es dieses zum Beispiel auch im Supermarkt zu kaufen. In weiten Teilen Südamerikas, wo die Nutrias zu Hause sind, gilt es auch als Delikatesse und wird in vielen Gerichten verwendet. Die Fleischerei Bickert verarbeitet es zu Ragout und Wurst, wobei man auch das Fleisch kaufen und selbst Zuhause zubereiten kann.
Wer sich nun Gedanken um gesundheitliche Aspekte macht, vor allem im Kontext zu dem Wort "Ratte", der kann aufatmen. Nutrias sind nicht nur äußerst saubere Tiere, sondern haben auch sehr nahrhaftes Fleisch mit vielen ungesättigten Fettsäuren (Nährfett), welches außerdem äußerst wenig Cholesteri enthält.
Ein weiterer positiver Aspekt des Nutriafleischs, ist der des Tierwohls. Da die Nutria nicht gezüchtet werden, sondern sich rasant und invasiv in Deutschland ausbreiten, werden sie ohnehin zum Schutz anderer Tiere geschossen und leben aber währenddessen uneingeschränkt in ihrem optimalen Lebensraum.
Doch wie genau schmeckt Nutria? Schließlich müssen die zubereiteten Gerichte ja auch schmecken. Viele vergleichen das Fleisch mit dem Geschmack von Wildkaninchen, mit einer Note von Geflügel, wobei das Fleisch auch zart und saftig sein soll. Man kann es für viele Gerichte wie Frikadellen, Ragout und Pasteten verwenden und kostet pro Kilogramm zwischen 15 und 70 € im Internet.
Bildtitel: Nutria, Biberratte, Nagetier
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